Whale Watching Island mit North Sailing
Húsavík – ein kleiner Ort im Norden von Island. Das Wasser ist heute ruhig. Ein Glück! Denn heute ist der Tag, an dem es aufs Schiff geht. Oder eher gesagt, auf einen Kutter. Ich will Wale sehen. Zu dieser Jahreszeit (es ist Ende Oktober), ist das gar nicht mehr so wahrscheinlich. Doch ich möchte mein Glück versuchen und kaufe mir ein Ticket, im kleinen Lädchen, direkt vor dem Anleger.
,,Die Tour startet in einer Stunde.“, teilt mir die nette Dame am Ticketschalter mit. ,,Bitte zieh dir alles an, was du anziehen kannst! Zu dieser Jahreszeit ist es extrem kalt auf dem Meer. Da zählt jede Schicht Stoff!“. Ich laufe noch schnell in den Souvenir-Laden gegenüber und kaufe eine isländische Wollmütze, aus original Island-Schaf-Wolle. Sicher ist sicher.
Dann geht es los. Zu meiner Überraschung stehen kaum andere Menschen am Steg, vor dem kleinen Kutter und warten. Ein netter Mann tritt auf uns zu. ,,Hallo zusammen! Sind alle aus Deutschland?“, fragt er in die kleine Runde, die nur aus 4 Personen besteht und tatsächlich: Alle sind deutsch! Unser Tour-Guide kommt ursprünglich auch aus Deutschland, lebt aber seit einiger Zeit in Island. Das macht die Verständigung natürlich um einiges einfacher.
Wir gehen auf das Schiff und bekommen eine kleine Einführung, wo wir uns aufhalten können und was wir besser lassen sollten. Dann wirft er uns Overalls aus einem dicken, blauen Stoff über die Bänke vor uns. ,,Die sollt ihr bitte anziehen!“, sagt er. ,,Sie nehmen zumindest ein bisschen die Kälte.“. Ich suche mir meine Größe heraus und schlüpfe hinein. Mittlerweile trage ich 2 lange Unterhosen, eine Jeans, 2 Paar Socken, ein Top, ein langarm Shirt, einen Pulli, eine Fließjacke, eine Outdoorjacke
, einen Schal, Handschuhe
, dicke Winterschuhe und den Overall. Das sollte wohl reichen.
Der Kutter legt ab. Wir fahren ca. 1 Stunde aufs Meer heraus. In der Zwischenzeit wird uns einiges erklärt. Das Wale ihre Schwanzflosse als Fingerabdruck verwenden können zum Beispiel. Jeder Wal hat ein ganz eigenes Muster auf der Flosse. So kann jeder Wal wieder erkannt werden.

Plötzlich wird es hektisch auf dem Kutter. Ein Wal wurde entdeckt. Schnell dreht der Kutter in Richtung der Sichtung. Wir fahren ein Stückchen und ein paar Minuten später erscheint er an der Oberfläche: Ein Zwergwal. Es dauert eine Weile bis ich mein überraschtes Gesicht wieder unter Kontrolle habe. Schnell schnappe ich mir meine Kamera und fange mit dem fotografieren an. Ein zweiter Zwergwal taucht auf. Die beiden sind wohl zusammen unterwegs.
Wir verweilen eine Zeit bei den beiden Walen. Es dauert immer ein wenig, bis sie zum Luft holen an die Oberfläche kommen. 10 Minuten kann es im durchschnitt dauern, bis wir sie wieder zu Gesicht bekommen. Wir fahren weiter auf das offene Meer hinaus. ,,Weiter hinten wurden in den letzten Tagen Buckelwale gesichtet.“, erklärt uns unser Tour-Guide. Nach einer guten halben Stunde Fahrt, weiter raus aus unserer Bucht, erblicken wir eine große Fontäne an der Wasseroberfläche. Wir fahren näher heran und können zu unserem großen Glück tatsächlich einen Buckelwal beobachten. Das große Tier ist atemberaubend und ich lasse meine Kamera für einen kurzen Augenblick einfach Kamera sein, und genieße diesen besonderen Moment.
,,Wir sind schon ganz schön lang draußen.“ sagt unser Guide. ,,Wir sollten langsam zurück fahren.“. Es dauert nicht lang, da wird unsere Rückfahrt noch einmal unterbrochen. Arktische Delfine spielen mit den gebrochenen Wellen am Bug unseres Schiffes. Es ist gar nicht einfach die schnellen Tiere auf ein Bild zu bannen. So schnell, wie sie auftauchen, tauchen sie auch wieder ab.
Als die Delfine verschwunden sind, gibt es die nächste Überraschung für uns: ,,Möchte jemand eine heiße Schokolade und eine Zimtrolle?“ werden wir von der Crew gefragt und schon steht eine große Kanne mit dem Heißgetränk und ein ganzer Korb mit Zimtrollen bereit. Als die heiße Schokolade durch meinen Hals und in meinen Bauch läuft merke ich, wie kalt mir doch wirklich ist.
Die Rückfahrt verläuft ruhig. Die beiden Zwergwale kreuzen noch einmal unseren Weg. Doch wir sind bereits seit über 3 Stunden unterwegs und die Kälte sitzt uns allen in den Knochen. Es ist der kälteste Tag meiner Reise. -15 Grad. Bei 3 Stunden auf hoher See, bei diesen Temperaturen, reicht selbst mein Zwiebellook nicht aus. ,,Die kleine Runde heute ist wirklich angenehm. Im Sommer sind es schon mal bis zu 90 Personen auf einer Tour.“ erzählt uns unser Guide. Als Fotografin bin ich spätestens jetzt total überrascht, was für ein Glück ich mit dieser Tour gehabt habe.
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Hast du schon einmal eine Whale Watching Tour gemacht? Welche Erfahrung hast du gemacht? Was kannst du empfehlen?


4 Comments
Hi Jessie,
wow! Das klingt nach einem unglaublichen Erlebnis… Ich kann mir allerdings die Kälte kaum vorstellen. Ich habe einmal Sightseeing in New York bei -17 Grad gemacht. Das war grauenvoll kalt! Aber jetzt noch der Fahrtwind vom Boot? Uahhhhh!
Die Bilder sind es aber wert. Die sind absolut wundervoll 🙂
Liebe Grüße
Barbara
Vielen Dank Barbara 🙂
Es war wirklich extrem kalt. Aber durch dieses Erlebnis war man einfach abgelenkt und hat es erst auf der Rückfahrt gemerkt! Dann war es aber wirklich seeehr kalt! 😀
Jessie
Schöne Bilder hast du da mitgebracht. Die leckere Schokolade und die Zimtrolle sind mir auch ein paar Jahre danach noch in guter Erinnerung 🙂 Wir hatten ziemlichen Seegang und fast allen war schlecht 😉
LG Manuela
Mit dem Seegang hatten wir Glück. Es war ruhig 😉 Aber die Zimtrollen schmecken bestimmt auch bei Seegang. 🙂